Der Ozean und ich

 

Der Ozean und ich

Jeden Tag verbinde ich mich mit dem Meer, gehe das ganze Jahr über schwimmen. Es ist ein Segen, die Kraft zu spüren, die Liebe des tragendem Wassers auf der Haut, die Energie der Erneuerung des Seins.

Manchmal noch, fahre ich hinaus auf das Meer, wenn ich noch einen Platz auf dem Walwatchingboot habe. Dann war es wieder so weit und ich fühlte, das wird für dieses Jahr die letzte Tour sein. Die Boote fahren normalerweise bis Ende Oktober hinaus, wenn genug Touristen da sind und das Wetter mitspielt. Ja, wir sind hier sehr abhängig vom Wetter und seit meiner Tour fuhr kein Boot mehr heraus, da der Ozean tobt und eine Fahrt unmöglich macht.




Sie steht in dem kleinem Büro, bekommt gesagt, trage dich in der Liste ein, du hast einen Platz. Sie freut sich, freut sich enorm. Vor dem Büro noch Jemand, der mit auf das Boot kommt. Sie reicht ihm die Hand, stellt sich vor und erntet Freude. Ein Witwer, der vor einer kurzen Zeit seine Frau verlor, wie er erzählte und der sich freute, eine Deutsche auf der Insel zu treffen. Auch ihr machte es Freude, wieder in ihrer Sprache reden zu können. Gemeinsam gehen alle zum Boot und sie erklärt wie das Ganze abläuft. Die ersten Plätze, ganz Vorne werden von einem jungem Paar besetzt, die Anderen setzten sich, wo sie möchten. Es geht los und sie fühlt, beginnt mehr und mehr zu fühlen, fühlt sich frei, frei wie ein Vogel, eine Delfinin. Die Fahrt ist rasch, die Wellen etwas hoch, doch sie vertraut dem Kapitän, weil sie seine Fahrweise kennt. Sie weist den Witwer an, gut auf seinen Rücken zu achten und schaut ein Wenig auf ihn. Nach langer Fahrt, die auch für den Körper anstrengend ist, kommen sie bei den Delfinen an. Sie reißt die Augen auf. Es sind die Tümmler, die großen Delfine, die sie seit Jahren nicht mehr sah. Freude, Freude in ihrem Herzen. Sie beugt sich auf dem Zodiak vor, schaut hinter sich, dort sitzt ein kleiner Junge, 5 Jahre alt: Kannst du gut sehen, wenn ich hier so bin? Er lächelt: Klar. So geht sie ganz in das Betrachten der Delfine, die etwas in der Bugwelle schwimmen. Ein Delfin schaut im Vorbeischwimmen hoch, schaut in ihre Augen und sie weiß, sie weiß....Tränen der Freude, des Erkennens, der Tiefe, der Verbundenheit. Das Herz so weit, die Zeit weg, das Empfinden im Moment der Ewigkeit. Das Boot geht ein Wenig herunter, der Ozean zum Greifen nah. Sie sieht eine Feder von einem Gelbschnabelsturmtaucher vorbeirauschen, darunter die vorbeiziehenden Delfine. Ihre Hand greift rasch und sie hält die Feder in der Hand. Überrascht, das dies so während der Fahrt passieren kann, hält sie die Feder wie einen Edelstein, wie Etwas ganz, ganz wertvolles fest. Sie beobachtet die Delfine, wie sie sich im raschen vorbei schwimmen lieben, wie sie sich reiben, wie sie spielen. Ihr Herz ist ganz dabei, ihr Körper vergessen, nur die Delfine und sie. Waren es Ewigkeiten? Sie weiß es nicht mehr. Der Kapitän möchte weiter, es wurden Wale gesichtet und die sollen die Touristen auch sehen. Alle setzen sich, sind ruhig, während der folgenden, raschen Fahrt. Sie wendet ihr Gesicht so, das Niemand ihre Tränen sieht und lässt los. Es darf sein, es muss sein. Mit der Feder in ihrer Hand fühlt sie, das da wieder einmal eine Form von Heilung geschehen ist. Ausgelöst durch ihre Delfingeschwister. Sie fühlt Dankbarkeit und viel viel mehr. Noch beim Schreiben, in diesem Moment, kann sie es fühlen und weint vor Freude.

Auch der Mann ist in sich gekehrt, fühlt. Die Wale sind erreicht und auch hier ist eine starke Energie zu fühlen. Seiwale, erst Einer, dann Viele, die Luft in einem hohen Blas ausstoßend, kommt Einer nahe an das Boot. So beruhigend, so tragend, so voller Kraft. Ja, sie sind viel größer als das Boot, diese sanften Riesen.

Alle an Bord freuen sich, solche Wesen zu betrachten, sogar der kleine Junge, der anfängt zu singen, als die Fahrt zurück geht.

Sie steht noch eine Weile, genießt den Wind, die Wellenbewegung, das Boot. Da fühlt sie sich sicher, geborgen, daheim. Der Kapitän lässt sie, weiß, das sie sicher ist. Später setzt sie sich hin, betrachtet die vorbeifliegende Küste, genießt die Spritzer des Meereswassers auf dem Gesicht. Sie erklärt dem Mann ein paar Dinge, die zu sehen sind. Dann geht die Fahrt langsam, der Eingang zum Hafen ist erreicht, die Körper können sich wieder entspannen. Sie dreht sich zu dem Kind um: Du, das hast du aber super gemacht heute, auch deine Eltern. Klar, sie hat die Erfahrung, ebenso wie viel erlebt mit den Touristen da Draußen. Der Junge lächelt, die Eltern haben entspannte Gesichter, alle sind entspannt, alle in Dankbarkeit des Erlebten. So liebt sie die Ausfahrten, wenn Menschen verstehen, mitgehen im Erlebten. Dann gibt es die Stille der Ewigkeit zu fühlen.

Sie fühlt das sie schwankt, als sie wieder Land betritt und der Witwer meint, er müsse sich jetzt erst einmal ausruhen. Sie erklärt, das es für den Körper anstrengend ist, es waren ja auch ein paar Stunden. Die Bewegung, die innere Bewegung, die kann man sogar noch am Abend spüren, wenn man im Bett liegt.

Im Büro angekommen, wird ein heißer Tee gereicht. Dann kommt der Abschied. Sie bekommt von dem Mann die Hand gereicht, mit den Worten: Ich freue mich, so eine kompetente Frau als Begleiterin gehabt zu haben. Es tat so gut, das du mit mir warst, diese Zeit.

Ich wünsche dir Gesundheit bis zum Ende deines Lebens.

Die Anderen gehen auch mit glücklichen, grüßenden Gesichtern ihrer Wege.

Der Besitzer des Bootes lächelt, als er die Szenen sieht. Sie weiß, das er sie immer auf das richtige Boot setzt, weil immer Etwas zu tun ist für sie, verborgen in Energie der Begegnungen.

Sie lächelt und geht in das nah gelegene Kaffee. Dort trifft sie den 2. Kapitän, der sie anspricht. Sie hatten einen kurzen Augenkontakt auf dem Boot, in dem Tiefe und eine Form von Erkennen lag. Danach sitzen sie noch lange zusammen, unterhalten sich, weil auch er ein sehr spiritueller Mensch ist. Sie wird gefragt, ob der Mann, der mit ihr auf dem Boot war, ihr Mann ist. Sie grinst und fragt warum. Ihr wird erklärt, das es fast so aussah. Aha. Sie sagt nein und muss plötzlich lachen. Ja, da war doch noch die Frau des Witwers. Manchmal schwuppen sie einfach mal mit, oder sind nah bei einem anderem Menschen. Doch sie behält es lieber für sich, das diese Frau einen Moment in ihr war. Alles gut.

So tat sich ein Puzzleteil zum Anderem. Sie wusste nun, warum ausgerechnet dieses Boot, diese Menschen, diese Zeit.

Noch im Schlaf spürt sie die Bewegung des Bootes in sich, sieht den Augenblick, den Blickkontakt mit dem Delfin und fühlt.

Es waren viele Aufträge, die sie an diesem Tag hatte.

Die Feder liegt nah an ihrem Bett. Sobald sie sie betrachtet, kommen die Gefühle der Begegnungen zu ihren Engeln der Meere.

Ein krönender Abschluss der Bootstouren für dieses Jahr mit viel Erfüllung.

Der Ozean und ich




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